gezeichnetes Portrait von einem Softie einem hässlichen Schlägertyp und einem Mann mit Hut als einsamen Wolf

Symptome, die dich als Mister Nice Guy outen

Robert Glover beschreibt den Mr. Nice Guy folgendermaßen. Dieser Männertyp begehrt eine Frau, wird aber von dieser Frau wahrgenommen als männlicher Bester Freund, bei dem man sich ausheulen kann. Geht es um Partnerwahl, begehrt die Frau einen anderen. Der Buddy hat das Nachsehen. Das ist eine Falle, in die ich als (junger) Mann hineingetappt bin. Deswegen war Glover eine kleine Offenbarung für mich. Erlebst du das als Mann in deiner Beziehung zum begehrten Geschlecht? Du fühlst dich entwürdigt, du wirst nicht als Partner gesehen. Fühlst dich missbraucht. Wie bist du dahingekommen? Vielleicht hälst du dich überwiegend in der Gesellschaft von Frauen auf? Damit wären wir beim ersten Thema:

1. Du definierst Dein Geschlecht negativ

Du hast kaum Männer-Freunde, beziehungsweise du hältst Frauen für die besseren Menschen. Du willst nicht so sein wie dein Vater; du willst nicht so sein wie die Bier trinkenden, oberarmstarken, grölenden Fußball-Fans, Schützenbrüder, Wer-auch-immer. Besonders wenn du nachts alleine die Straße entlang gehst, und eine Frau kommt dir entgegen, dann willst du im Boden versinken. Weil du meinst, dass sie einen Täter in dir sieht. Männer sind schuldig. Vielleicht waren in deiner Kindheit überwiegend Frauen um dich herum, die dich geprägt haben. So habe ich das empfunden. Besonders im Gedächtnis sind mir Situationen in Erinnerung geblieben, die sich gefühlt so oder ähnlich abgespielt haben: Wenn ein Onkel/Vater/Opa etwas Unerwartetes gemacht hat, vielleicht betrunken nach Hause kam, und die resolute Partnerin/Mutter über ihn geschimpft hat, dass er doch nichts zu Nutze wäre. Dann war da das Gefühl und der Gedanke: „So darf ich nicht sein“.

2. Du versteckst deine wahren Motive

Du hast deine wahren Motive versteckt, warum? Ich kenne zwei Gründe für das Versteckspiel mit den eigenen Beweggründen. Der eine ist die oben bereits beschriebene Scham als Mann. „Ich schäme mich dafür, wie ich bin. Ich schäme mich für meine Wünsche. Ich habe ein idealisiertes Männer-Bild und strebe ihm nach.“ Der andere Grund ist Angst. Angst vor Verletzung. Wenn ich meine wahren Gründe zeige, werde ich bestimmt abgestoßen. Oder sogar verletzt. Ich habe Angst vor Verletzungen. Ich habe Angst vor Schmerzen. Deswegen ist das nur logisch und überlebenswichtig, mich in einer Rüstung zu verstecken, mich zu verschließen.

Ich frage mich wer hat mir das beigebracht? Wurde ich rigide erzogen? Sei’s durch die Eltern oder die Kirche. Oder die anderen Kameraden? Oder die beobachteten Rollen-Modelle?

Was kann helfen gegen das Mr-Nice-Guy-Syndrom?

Ich kann das hier nur anreißen. Mir hilft konkret das Umkehren von Gedanken. Beispiel: Du füllst dich als Bedrohung, wenn dir Nachts eine einsame Frau begegnet? Mit deiner Stärke bist du der Beschützer! Die Frau kann froh sein, dass sie ausgerechnet dir begegnet. Deine Haltung kann die Atmosphäre positiv beeinflussen. Experten sprechen hier von negativen und positiven Glaubenssätzen.

Das Umkehren von negativen Glaubenssätzen fordert auch dein eigenes Selbstbild. Wie siehst du dich selbst? Woher kommt der Glaube, dass Teile von dir schlecht sind? Für wen schämst du dich? Das Ziel wäre hier, sich so anzunehmen, wie man ist; Zu sich zu stehen, mit seinen Stärken und seinen Schwächen. Dieser Prozess des Annehmens und realistischen Betrachtens der eigenen Person ist alleine sehr schwer. Daher hilft es, Gesellschaft von anderen Männern zu suchen, Solidarität von Geschlechtsgenossen zu erleben. Reden hilft hier.

Drei Praktiker, die dir mir durch ihre Arbeit helfen. Ihre Themen sind Mannsein, Männerwürde, Selbstverständnis, Beziehungen

  • Mit Robert Glover gibt es unzählige unterhaltsame Interviews im Netz. Hier sind zwei, die ich gehaltreich fand, und die gut die Essenz seiner Methode umreißen: https://youtu.be/4W1TF6cPrPI https://youtu.be/UCjI6t-_t10
  • Udo Baer ist Männertherapeut und Buchautor, von dem ich mich gut verstanden fühle. Zuletzt erschien von ihm „Männerwürde“, das ich als Buch empfehle. Das Buch sammelt seine Erfahrungen aus der Männertherapie. Baer zählt in dem Buch Methoden auf, die bei erfahrener Entwürdigung helfen und zu einem gesünderen Selbstbild beitragen können.
  • Gerald Hüther hat einen aus vielerlei Gründen empfehlenswerten Internetauftritt. Als Neurowissenschaftler hat er eine sehr spannende Theorie zum Motivationssystem des Mannes, der mit „etwas zu viel Antrieb und zu wenig Halt“ auf die Welt kommt. Nachzulesen in seinem Buch „Männer – Das schwache Geschlecht und sein Gehirn“. Der mutmachende Begriff der „nutzungsabhängigen Plastizität“ unseres Denkorgans wird in einem anderen Buch von ihm noch besser dargestellt. Das Buch heißt „Was wir sind und was wir sein könnten: Ein neurobiologischer Mutmacher“.